Wisente im Rothaargebirge

Die Rückkehr der Wisente

Der Wisent, das größte Landsäugetier Europas, kehrt in seine alte Heimat zurück: in das Rothaargebirge im Süden Nordrhein-Westfalens. Die Idee der Wiederansiedlung von frei lebenden Wisenten im Rothaargebirge wird damit konkret. Nicht ohne Grund hat sich dieses ambitionierte Vorhaben in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutendsten Artenschutzprojekte Europas entwickelt: Erstmals seit 850 Jahren werden wieder Wisente frei durch einen deutschen Wald streifen! In der ersten Phase dieses Projektes werden die Tiere in einem Eingewöhnungsgehege auf die Freisetzung vorbereitet, begleitet von intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen. Danach erfolgt die eigentliche Freisetzung der Tiere auf einem Projektgebiet von 4.300 Hektar, die im Eigentum des Ideengebers Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg stehen.

Wir, die vier unterzeichnenden Projektinitiatoren, haben in jahrelanger Vorarbeit gemeinsam die Weichen für die Rückkehr des majestätischen Tieres gestellt. Aktive Unterstützung erhält das Projekt vom Bundesamt für Naturschutz und dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, von international anerkannten Naturschutzexperten sowie nationalen und regionalen Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Naturschutz.

Durch grenzenlose Bejagung einerseits und die Ausdehnung menschlicher Lebensräume andererseits hat der Wisent seine natürliche Lebensgrundlage verloren, was fast zu seiner vollständigen Ausrottung führte. Dank der Initiative der 1923 gegründeten Internationalen Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents konnten diese Tiere durch ein intensives Zuchtprogramm in ihrem Fortbestand vorläufig gesichert werden. Zum Wildtier des Jahres 2008 ernannt, steht der Wisent auch heute noch weit oben auf der Roten Liste der weltweit bedrohten Tierarten.

Wer einmal das Glück hatte, einen Wisent in freier Wildbahn zu erleben, der wird eines ganz sicher verspürt haben: Die Faszination, die von diesem erhabenen und stolzen Tier ausgeht. Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Sie uns dabei unterstützen, die Umsetzung dieses international anerkannten Artenschutzprojektes langfristig zu sichern - aus Verantwortung und Respekt gegenüber unserer Natur.

 

Das Tier

Es ist eine bemerkenswerte Faszination, die vom Wisent ausgeht. Man mag dem mächtigen Wildtier mit Respekt, vielleicht auch Ehrfurcht oder - angesichts seiner drohenden Ausrottung - mit Fürsorge begegnen: Wer sich mit dem Tier näher befasst, ihm auf Bildern oder in der Natur begegnet, gerät in seinen Bann. Das kraftvolle Äußere lässt die Anmut, mit der sich der Wisent durch die Weiten der Wälder bewegt, nur erahnen. Er ist in jeder Hinsicht eine erhabene Erscheinung.

Die Körperlänge schwankt zwischen 2,50 m und 3,50 m, die Schulterhöhe liegt zwischen 1,60 m bis 2 m, ausgewachsene Tiere wiegen mit bis zu 1.000 kg so viel wie ein durchschnittlicher Klein- wagen. Damit ist der Wisent das größte Landsäugetier Europas. Seinen Kopf mit den mächtigen Hörnern trägt er tief gesenkt, sein markantes kastanienbraunes, zotteliges Fell ist an Hals und Nacken besonders ausgeprägt.

Die Faszination, die das majestätische, urwüchsige Tier seit jeher bei den Menschen auslöst, hat ihm meist geschadet. Vom Menschen unerbittlich gejagt, war er in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet fast ausgestorben, als das mächtige Wildtier im Spätmittelalter zur exklusiven Trophäe des europäischen Hochadels wurde. Letzte Zuflucht fand der Wisent in Polen, Weißrussland und dem Kaukasusgebirge zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Unter dem Schutz des Zaren vergrößerte sich der Bestand des Wiederkäuers auf 2.000 Tiere und war Grundlage für prunkvolle Jagden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es frei lebende Wisente nur noch im polnischen Waldgebiet von Bia?owie?a und im Kaukasus, wo die letzten Wisente 1919 bzw. 1926 gewildert wurden. Nur 54 Tiere mit klarer Abstammung überlebten in zoologischen Einrichtungen den Zusammenbruch der frei lebenden Population.

Eine groß angelegte, koordinierte Aktion der 1923 gegründeten Internationalen Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents bewahrte die Art vor dem Aussterben. Heute gibt es wieder etwa 4.000 Wisente. In Bia?owie?a wurden 1956 die ersten Wisente wieder ausgewildert. Dank intensiver Anstrengungen folgten 30 weitere Herden in Polen, Weißrussland, der Ukraine, Litauen, der Slowakei und in der Russischen Föderation.

In Deutschland und im gesamten westeuropäischen Raum existiert bis heute nicht eine einzige frei lebende Wisentgruppe.

Nach wie vor steht der Wisent auf der Roten Liste der weltweit bedrohten Tierarten. Auch deshalb hat die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild den Wisent zum Tier des Jahres 2008 gewählt.

Info:

 

Das Projekt

Ziele

Weltweit gibt es etwa 4.000 Wisente - diese Zahl täuscht über die tatsächliche Bedrohung für die Art hinweg. Der Wisent ist nach wie vor gefährdet und steht weit oben auf der Roten Liste der weltweit bedrohten Tierarten. Alle lebenden Tiere stammen von zwölf Gründertieren ab, daher ist die genetische Variabilität gering und die Tiere sind eher anfällig für Krankheiten. Die Neubegründung vieler räumlich getrennter Wisent-Populationen kann helfen, das Aussterberisiko zu minimieren.

Was das Artenschutzprojekt so außergewöhnlich macht: Kein anderes Projekt kann so anschaulich zeigen, dass selbst im dicht besiedelten Deutschland im bewirtschafteten Privatwald für ehemals heimische Großsäugetiere bei geeignetem Management eine Lebensgrundlage geschaffen werden kann und dass sich menschliche Nutzungsinteressen mit den Lebensansprüchen der Tiere vereinen lassen.

Die langfristige Wiederansiedlung von frei lebenden Wisenten im Rothaargebirge ist nicht nur eines der zurzeit international meist beachteten Artenschutzprojekte. Europaweit interessieren sich auch Naturschützer für die Freisetzung der Tiere in den Wittgensteiner Wäldern bei Bad Berleburg.

Die Wisente beleben den Wald im Rothaargebirge. Ihre ökologische Funktion als Pflanzenfresser ist in unserer Landschaft unbesetzt. Wo Wisente grasen, bleiben Lichtungen offen und es entsteht artenreiches Grünland. Wenn die Tiere mit ihrem massigen Körper zur Körperpflege ein Staubbad nehmen, mit Biss und Tritt Vegetation und Boden strukturieren, entstehen Mikrobiotope, die vielfach Lebensraum für hochbedrohte Spezialisten der Tier- und Pflanzenwelt sichern.

 

Das Projekt

Umsetzung

Wie soll das Projekt realisiert werden? Insgesamt 25 Tiere sollen auf einer Fläche von rund 4.300 Hektar (so groß wie Manhattan) durch die Wälder streifen. Die Tiere kommen aus Zoos, Tiergärten oder Wildparks. Wichtig für den Erfolg: In der ersten Phase werden bis zu zwölf Wisente in einem im Projektgebiet gelegenen Eingewöhnungsgehege von etwa 80 Hektar Größe auf die eigentliche Freisetzung vorbereitet.

Hier können sie sich an den Lebensraum gewöhnen, einen festen Sozialverband bilden und dann beginnen, sich zu vermehren. Zudem dient diese Projektphase in besonderem Maße der Sammlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in diesem für Westeuropa einzigartigen Vorhaben.

Als Zielpopulation wurde eine Zahl von 25 Tieren festgelegt. Alle überzähligen Tiere werden abgefangen, anderen Projekten zur Verfügung gestellt oder in Zoos, Gärten oder Wildparks gebracht. Auch nach der endgültigen Freisetzung der Tiere findet eine intensive wissenschaftliche Begleitung statt. Daran sind die Universität Siegen, die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt a. M. und die Universität Göttingen beteiligt. In dieser Phase geht es unter anderem darum, die Auswirkungen der Wisente auf den Naturraum zu dokumentieren. Eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Fachvertretern unterschiedlichster Disziplinen, Institutionen und Bürgern vor Ort, wacht über den planmäßigen Ablauf des Wisent-Projektes.

 

Der Standort

Das Wiederansiedlungsgebiet:

Durch einen glücklichen Zufall fanden ein naturbegeisterter Waldbesitzer, Prinz Richard zu Sayn-Wittgenstein, und Wissenschaftler zusammen. Ein geeignetes Projektgebiet war mitten in Deutschland gefunden: im Rothaargebirge, genauer gesagt im südwestfälischen Siegen- Wittgenstein, dem waldreichsten Kreis Deutschlands (70 % Waldanteil)!

Das Wittgensteiner Land bildet den nordöstlichen Teil der Region und ist besonders stark durch Wald geprägt. Seit dem 12. Jahrhundert wirken hier die Grafen von Wittgenstein; das Schloss in Bad Berleburg ist bis heute im Besitz der Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Ihre Wittgenstein-Berleburg'sche Rentkammer bewirtschaftet fast 13.000 Hektar Wald und ist einer der größten Privatforstbetriebe Deutschlands - ein leistungsstarker und erfahrener Partner für das Projekt!

Eine Studie hat bewiesen: Der Wisent hat hier in früheren Zeiten gelebt und findet heute in dieser Landschaft ideale Lebensbedingungen.

Fast 300.000 Menschen leben im Kreis Siegen-Wittgenstein, einer weltoffenen Industrieregion im Grünen in hervorragender Mittelpunktlage zwischen den Wirtschaftsräumen Ruhrgebiet, Rheinland und Rhein-Main. Siegen-Wittgenstein fasziniert mit landschaftlicher Eigenart, kultureller Vielfalt, wirtschaftlicher Tradition und Zukunft sowie einer bemerkenswert hohen Lebensqualität.

Eine groß angelegte, repräsentative Umfrage der Memorial University of Newfoundland/ Canada und der Universität Siegen zeigt: Die Menschen in Siegen-Wittgenstein freuen sich auf die Wisente - mehr als Dreiviertel wünschen sich die Wiederansiedlung des Wildtieres.

 

Das Erlebnis

Die Faszination Wisent wird nicht nur Wissenschaftler und Naturschützer berühren. So schrieb Aldo Leopold, ein Forstwissenschaftler aus den USA und gleichzeitig ein Begründer der modernen Ökologie und Wildbiologie, schon vor Jahrzehnten mit Blick auf eine andere Tierart: "Die Anwesenheit eines Bären verändert den Geschmack einer Landschaft".

Diesen besonderen Geschmack wird der Wisent in Westeuropa im Rothaargebirge hervor- rufen - und damit die Urtümlichkeit und Einmaligkeit dieser Landschaft unterstreichen! 12 Millionen touristische Besucher genießen schon jetzt Jahr für Jahr die spannende Naturerlebniswelt in der Mittelgebirgslandschaft des Siegerlandes und des Wittgensteiner Berglandes. Alleine den Rothaarsteig, den 155 km langen Premiumwanderweg, besuchen Jahr für Jahr 1,5 Millionen Wanderer und Naturfreunde. Sie sorgen für Umsätze in Höhe von 33 Millionen Euro - Tendenz steigend. Schwerpunkt der touristischen Vermarktung der Region ist das besonders umweltverträgliche Segment "Wandern und Natur erleben".

Alleine das Wissen, einem Wisent begegnen zu können, zieht Wanderer zusätzlich magisch an. Wer Wert auf ein tatsächliches Treffen mit dem für Menschen ungefährlichen Pflanzenfresser legt, wird außerhalb des Projektgebietes fündig werden. In einem naturräumlich besonders geeigneten Gelände wird die Besucher ein großzügiges Schaugehege erwarten, das im Sinne der Naturverträglichkeit auch der Lenkung des Besucherstromes dient. Geplant ist auch ein Wisent-Informationszentrum. Die Wiederansiedlung der Wisente bietet neue Chancen für eine sanfte Form des Tourismus.

Unter Wanderern gibt es eine besonders hohe Zustimmung zu dem Projekt.

Weitere Informationen >

 

Impressum:

Verantwortlich:
Trägerverein "Wisent-Wildnis-Wittgenstein e. V."
Bernd Fuhrmann
Poststraße 42
57319 Bad Berleburg
Telefon: 02751 923-100

Konzept:
Stilcken + Goettges
Agentur für Kommunikation
www.stilcken-goettges.de

Design:
Designclub
Jan Klaas Mahler
www.derdesignclub.de

Bildnachweis:
Uwe Lindner, Klaus Nigge
www.pixelio.de
Projektkarte: Rothaarsteigverein e. V.
kartographische Bearbeitung: Kartographie Muggenthaler

 

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